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Kooperation | Soziales
Neueröffneter „ViertelRaum“ bringt Nachbarn in Eversten zusammen
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14. August 2023 | Tamara Zimdahl
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Die neue Begegnungsstätte des Vereins ViertelRaum e.V. hat im Stadtteil Eversten ab sofort ihre Pforten geöffnet. Sie befindet sich in der Bodenburgallee 48. Einigen Menschen werden die Räumlichkeiten sicherlich noch als Schuhgeschäft in Erinnerung sein. Die GSG OLDENBURG hat mit dieser Umnutzung das ausgezeichnete bürgerschaftliche Engagement des Vereins unterstützen können. Tamara Zimdahl und Stefanie Brinkmann-Gerdes von der GSG haben sich mit dem dreiköpfigen Vorstand des neu gegründeten Vereins vor Ort getroffen und über dessen Visionen für den Stadtteil gesprochen. Ein Pilotprojekt für Oldenburg?
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diesen Ort der Begegnung aufzubauen?
Jutta Schober-Stockmann: Wir als Gesellschaft werden immer älter, vielfältiger und bunter. Und in dem Zusammenhang werden die Themen Gemeinschaft und Nachbarschaft immer wichtiger, da Familienverbände oder Mehrgenerationenhaushalte nicht mehr allzu oft vertreten sind. Im Zuge einer städtischen Strategie wurden Themen erarbeitet, wie eine Stadt mit diesen Gegebenheiten umgehen kann. Da kam mir die Idee eines Nachbarschaftstreffs. Etwas ganz Unverbindliches, ein Ort, zu dem ich gehen kann, wenn ich Lust habe, oder eben nicht.
Ute Bauer: Über Juttas Gesuch auf der Plattform nebenan.de bin ich auf ihr Vorhaben aufmerksam geworden und war direkt Feuer und Flamme für die Idee. Oldenburg ist eine Stadt mit vielen Zugezogenen, ohne direkte Kontakte zur Nachbarschaft. Deswegen finde ich den Gedanken, dass man einen Anlaufpunkt hat, an dem man Menschen treffen kann, um sich mit ihnen zu verbinden, elementar. Ein niedrigschwelliges Angebot in der Nachbarschaft, als eine Art Kontaktbörse.
v.l.n.r. Ute Bauer, Jutta Schober-Stockmann, Lucien Minka vor den Räumlichkeiten in der Bodenburgallee 48.
Lucien Minka: Ich glaube, dass viele Menschen in der heutigen Zeit alleine sind und deshalb eine Möglichkeit des Zusammenkommens und Kennenlernens sehr wichtig ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir hier etwas Tolles machen.
Ihr wolltet zuerst gar keinen Verein gründen. Woher kam der Sinneswandel?
Jutta Schober-Stockmann: Wir wollten den Verein gleichberechtigt ohne klassische Hierarchien aufbauen, die eine Vereinsgründung aber mit sich bringt. Uns wurde aber schnell klar, dass wir ein juristisches Konstrukt brauchen, wenn wir nicht persönlich haften wollen. Der Teamgedanke ist aber nicht verloren gegangen. Wir sind zu dritt im Vorstand. Wir können nun Fördergelder beantragen oder Spenden entgegennehmen und haben durch Mitgliedsbeiträge einen finanziellen Grundstock für den Verein. Die Mitgliedsbeiträge sind bewusst sehr niedrig angesetzt. Das heißt, jeder der bei uns Mitglied wird, zahlt einen Euro im Monat, bzw. 12 Euro im Jahr. Firmen und Vereine zahlen 5 Euro pro Monat, ergo 60 Euro im Jahr.
Ich finde es an dieser Stelle wichtig zu erwähnen, dass solch ein Projekt nur mit einer Partnerin wie der GSG umsetzbar ist. Durch das enorme Entgegenkommen haben wir erst die Möglichkeit erhalten, uns hier auszuprobieren, und das auf einem Level, das wir als neu gegründeter Verein sonst nicht hätten finanzieren können. Wir sehen zudem, dass die GSG im gesamten Stadtgebiet gut aufgestellt ist, um unsere Vision gemeinsam auf den Weg zu bringen.
Den Rückmeldungen aus der Bevölkerung zu urteilen, erfahrt ihr positives Feedback. Wie verläuft euer Start?
Ute Bauer: Bisher waren wir immer sechs bis acht Mitglieder. Zu unserem letzten Treffen erschienen 23 Personen – die Bude war voll. Wir sind überwältigt, dass wir so viel Zuspruch erhalten. Viele haben ihr Interesse bekundet, Kurse anzubieten und ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu teilen.
Und vom Wissenstransfer profitieren bekanntermaßen beide Seiten – Win-win sozusagen.
Ute Bauer: Das ist der Grundgedanke – ein Raum von allen für alle. Oft kommt die Frage: „Was macht ihr denn?“, und ich antworte: „Es wird das gemacht, was die Menschen anbieten wollen“. Und wenn die Menschen nichts anbieten wollen, dann wird’s hier nichts geben. Der Raum wird gefüllt durch die Menschen, die ihn nutzen und das wird das spannende Experiment sein, ob diese Idee von Menschen gesehen und angenommen wird. Aber nach dem letzten Treffen bin ich da sehr zuversichtlich. Wir sind auch sehr happy, dass wir diesen Raum von der GSG jetzt haben. Wir waren sehr lange ohne und das hier ist ein Grundstein, mit dem wir noch mehr Menschen ansprechen können.
Jutta Schober-Stockmann: Wobei wir wichtig finden, dass man auch einfach nur hier sein kann. Wir haben hier einen Ort geschaffen, den Menschen auch „nur“ zum Lesen oder Quatschen besuchen können. Das Gute ist, dass wir drei Räume haben und somit recht flexibel sind. Außerdem ist uns wichtig, dass man hier nichts konsumieren muss. Wir sind eben keine Gaststätte oder Kneipe.
Lucien Minka: Es wäre schön, wenn auch jüngere Menschen das Projekt für sich wahrnehmen. Der Raum heißt alle willkommen, egal wie alt sie sind oder woher sie kommen, mit Sprachbarriere oder nicht. Wir empfangen alle mit offenen Armen.
Könnt ihr schon sagen, welche nächsten Schritte bei Euch anstehen?
Lucien Minka: Zunächst wird es wichtig sein, den Raum mit Stühlen, Regalen und weiterem Mobiliar auszustatten. Danach wollen wir natürlich die Nachbarschaft noch besser kennenlernen und uns überall vorstellen.
Jutta Schober-Stockmann: Ganz praktisch schwebt uns vor, eine Tafel inklusive Stundenplan im Eingangsbereich zu haben, auf die man auch von außen einen guten Blick hat. So können wir auch Menschen abholen, die nicht digital unterwegs sind. Zudem sind wir dabei, weitere Sponsor:innen zu gewinnen. Es ist zwar nicht so, dass wir einen riesigen Geldbedarf haben, aber wir benötigen einen Grundstock, um die monatlichen Nebenkosten zu zahlen oder bestimmte Dinge anzuschaffen.
Fortschritte
Durch zahlreich gespendetes Mobiliar ist der ViertelRaum mittlerweile gut ausgestattet. Sie sind interessiert an der Arbeit des Vereins oder möchten sich ehrenamtlich engagieren? Das aktuelle Programm und mögliche Ansprechpersonen finden Sie online unter www.viertelraum.de.