Ein unterschätzter Gartengast
Ein unterschätzter Gartengast
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31. Januar 2025 | Tamara Zimdahl
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Am 2. Februar steht ein kleiner, oft übersehener Gartenbewohner im Rampenlicht: der Igel! Als nützlicher Helfer trägt er nicht nur zur Gesundheit unserer Gärten bei, sondern spiegelt auch den Zustand unserer Natur wider. Doch seine Population geht bedenklich zurück – höchste Zeit, diesem stillen Unterstützer mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Warum der Igel in Gefahr ist
Igel sind in der freien Natur eher nachtaktive Tiere, die sich von Insekten, Schnecken und anderen Kleintieren ernähren. Doch die fortschreitende Urbanisierung und die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft setzen den Igeln immer mehr zu. Ihre natürlichen Lebensräume schrumpfen, und auch in vielen Gärten finden die stacheligen Tiere immer weniger Zuflucht. Doch nicht nur das: Die Anzahl der Igel, die erfolgreich überwintern können, sinkt drastisch. Dies liegt nicht nur an den verlorenen Rückzugsorten, sondern auch an der Zerstörung von Nahrungsquellen und der Gefährdung durch menschliche Eingriffe.
Wie können wir dem Igel helfen?
Die gute Nachricht: Wir alle können dazu beitragen, dass der Igel in unseren Gärten weiterhin ein Zuhause findet. Mit ein paar einfachen Maßnahmen können wir seinen Lebensraum so gestalten, dass er den Winter gut übersteht und auch im Sommer genug Nahrung findet.
2024 hat die Deutsche Wildtier Stiftung den Igel zum Tier des Jahres gewählt.



Naturnahe Gärten als Lebensraum für den Igel
Igel fühlen sich besonders in naturnahen Gärten wohl. In einem Garten, der wild und vielfältig gestaltet ist, finden sie Schutz und ausreichend Nahrung. Die Gestaltung solcher Gärten braucht keine großen Anstrengungen und kann gleichzeitig die Biodiversität fördern. Einige einfache Schritte, die jedem Garten helfen können, igelfreundlicher zu werden, sind:
- Heimische Sträucher und Hecken: Diese bieten nicht nur Schutz, sondern auch Unterschlupf. Besonders Hecken sowie Sträucher, die als Gruppen oder als Hecke im Garten wachsen, bieten den idealen Rückzugsort.
- Laubhaufen und Reisighaufen: Besonders im Herbst können Sie mit minimalem Aufwand „wilde Ecken“ schaffen. Laub- oder Reisighaufen bieten nicht nur einen perfekten Rückzugsort für den Igel, sondern auch einen idealen Platz für die Überwinterung. Igel lieben es, sich im Laub zu vergraben und den Winter dort ruhig und sicher zu verbringen.
- Das Igelhaus – eine Oase für den Winter: Der NABU bietet Baupläne für einfache Igelhäuser, die einen idealen Unterschlupf im Winter bieten. Besonders im Frühling ist ein Igelhaus auch der perfekte Ort für die Geburt der Igel-Jungen. Diese Häuser sind einfach zu bauen, benötigen aber einen geschützten Platz, der ruhig und nicht zu feucht ist. Die Stadtteilbüros können bei Interesse geeignete Plätze freigeben.
- Wilde Ecken schaffen: Neben den Laubhaufen sind auch ungemähte Wiesen und „wilde Ecken“ ein Paradies für Igel. In solchen Bereichen finden sie eine Fülle von Kleingetier wie Käfer, Schnecken und Raupen – ideale Nahrung für den Igel.
Info: Um Igel vor Ratten zu schützen, sollte man ein Igelhaus mit sogenannten Schwingklappen nutzen. Diesen Eingang können Igel leicht passieren und Ratten effektiv abhalten.
Klimagerecht
Naturschutz bei der GSG OLDENBURG

Die GSG OLDENBURG geht einen klaren Weg – einen, der die Natur respektiert und die Zukunft im Blick hat. In den Quartieren entstehen Blühwiesen und Obstbäume, die nicht nur den Raum verschönern, sondern auch den Tieren und Pflanzen ein Zuhause bieten. Auch bei Neubauten und Sanierungen spielt Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle – etwa durch die Installation von Heizanlagen ohne fossile Brennstoffe. Zudem arbeitet die GSG an einer verstärkten Nutzung von Photovoltaikanlagen im Bestand und unterstützt ihre Mieter:innen mit Regenwassertonnen und Mini-Solaranlagen.
Hilfe für Igel
… im Winter
Obwohl Igel nachtaktive Tiere sind, die sich selbst versorgen, können sie besonders in den kalten Monaten Unterstützung gebrauchen. Wer ein wenig Hilfe bieten möchte, kann mit kleinen Handgriffen einen Unterschied machen. Doch hier ist Vorsicht geboten: Leckeres Futter zieht nicht nur Igel an, sondern kann auch Ratten anlocken.
- Wasser statt Milch: Eine häufige, aber schädliche Gewohnheit ist es, Igel mit Milch zu füttern. Diese führt bei den Tieren zu Durchfall und kann sehr gefährlich für sie sein. Bieten Sie stattdessen frisches Wasser an.
- Unterschlupf statt Futter: Die beste Unterstützung ist ein sicherer Rückzugsort. Mit einem isolierten Igelhaus oder einer „wilden Ecke“ aus Laub und Reisig schaffen Sie ideale Bedingungen für den Winterschlaf.
Aufgrund des Rattenbefalls in den Quartieren ist das Aufstellen von Futterstellen problematisch, da diese das Problem weiter verstärken würden. Sollten Sie einen unterernährten Igel finden, wenden Sie sich in solchen Fällen an Experten, die die richtige Pflege sicherstellen können.
… im Frühling
Im Frühling können Sie Igeln helfen, die geschwächt aus dem Winterschlaf kommen. Achten Sie darauf, ob ein Tier ungewöhnlich lethargisch wirkt oder sich kaum bewegt. Bereitgestellte flache Schalen mit Wasser und etwas getreidefreiem Katzenfutter können erste Hilfe leisten. Zusätzlich können Sie beobachten, ob das Tier in der Lage ist, Nahrung selbstständig aufzunehmen. Ansonsten kontaktieren Sie die Anlaufstellen.
… im Sommer
Während der Sommerzeit läuft das Netzwerk Igel auf Hochtouren, denn dann häufen sich die Notrufe. Oft suchen Igel in Hinterhöfen Schutz, was ihnen jedoch gerade in dieser Jahreszeit zum Verhängnis werden kann. Besonders Rasenmäher und Mähroboter stellen eine Gefahr dar. Ein einfacher Blick in den Garten vor dem Mähen kann Leben retten – gerade Mähroboter erkennen Igel nicht und verursachen häufig schwere Verletzungen. Eine Lösung? Lassen Sie einen Teil des Rasens als Wildwiese stehen. Dort können die stacheligen Gartenbewohner ungestört ein Nest bauen und tragen gleichzeitig zur biologischen Vielfalt bei.

Was tun, wenn man einen Igel findet?
Igel sind Wildtiere, die sich auch im Winter gut selbst versorgen können – solange sie gesund und kräftig sind. Wer also einen dieser stacheligen Gesellen im Garten entdeckt, sollte ihm seinen Raum lassen. Laut Bundesnaturschutzgesetz sind Igel besonders geschützt, was bedeutet, dass sie nicht einfach eingefangen oder aufgenommen werden dürfen, außer in Fällen, in denen sie Hilfe benötigtbenötigen. Igel, die beim Menschen Zuflucht suchen, sollten daher mit Vorsicht behandelt werden, um ihre Scheu vor Menschen und Haustieren zu wahren. Das bedeutet auch, dass Igel niemals in Gruppen gehalten werden sollten, da es zu Beißereien und Konflikten kommen kann. Ein gesunder Igel braucht keinen Winterplatz im Haus – er weiß, wo er sich ein Winterquartier sucht.
Sollte ein Igel offensichtlich in Not sein, nehmen Sie ihn vorsichtig auf, bringen Sie ihn in einer mit Handtüchern ausgelegten Kiste unter und kontaktieren Sie eine Igelstation oder eine tierärztliche Praxis. Denken Sie daran: Geben Sie dem Tier niemals Milch, da diese nicht vertragen wird. Wasser ist immer die bessere Wahl.
„Vorsicht: Scheucht man einen Igel auf, sucht er sich auch tagsüber einen neuen Unterschlupf, ist deshalb aber nicht hilfsbedürftig.“
Melissa Voges, Nachhaltigkeitsmanagement der GSG OLDENBURG
So erkennt man einen unterernährten Igel
- Der Körper ist lang und wurstförmig.
- Die Flanken sind stark eingefallen.
- Hinter dem Kopf gibt es eine deutliche Einbuchtung.
So erkennt man einen kranken Igel
- Der Igel ist tagsüber aktiv und wirkt apathisch.
- Er wirkt deutlich unterernährt (weniger als 500 Gramm im Winter).
- Er ist sichtbar verletzt.
- Hautveränderungen und ein starker Parasitenbefall (mehr als 30 Zecken) sind auffällig.
- Er röchelt, sondert Schleim ab oder hat Durchfall.
- Sehr schwache Tiere sind oft von Fliegen umschwärmt oder haben Madenbefall.
- Der Igel ist dünn und hat eingefallene Augen.
Noch mal zusammengefasst
Wichtige Hinweise
- Beobachtung: Beobachten Sie das Tier genau, bevor Sie eingreifen.
- Kein Eigenversuch: Versuchen Sie nicht, verletzte Igel selbst zu behandeln.
- Fachliche Hilfe: Kontaktieren Sie immer eine Fachperson, wenn Sie sich unsicher sind.
- Keine Milch: Geben Sie Igeln niemals Kuhmilch.
Für eine naturfreundliche Zukunft
Die Igelpopulation in Deutschland schrumpft, und dennoch gibt es einfache Möglichkeiten, wie jede:r von uns einen Beitrag leisten kann. Gärten bieten einen sicheren Rückzugsort für die Tiere – und können durch kleine Anpassungen zu wertvollen Lebensräumen für den stacheligen Bewohner werden.
Indem wir dem Igel helfen, helfen wir uns allen. Denn der Igel ist nicht nur ein Gartenschützer, sondern auch ein Indikator für den Zustand unserer Umwelt. Es liegt in unserer Verantwortung, ihm und anderen Wildtieren einen Platz in unseren Gärten zu sichern – für eine vielfältige, gesunde Zukunft.
Weitere Informationen finden Sie im Internet auch unter
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