„Nur kurz die Wasserleitung checken?“

Betrugsversuche an der Haustür

„Nur kurz die Wasserleitung checken?“

Betrugsversuche an der Haustür
  • 09. Oktober 2025 | Alke zur Mühlen
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Immer wieder geben sich Kriminelle als Handwerker:innen, Polizeibeamt:innen oder sogar Mitarbeitende von Wohnungsunternehmen aus. Das Ziel: Zugang zur Wohnung zu erhalten. Kriminaloberkommissarin Daniela Schoone erklärt, wie diese Masche funktioniert – und wie Sie sich davor schützen können.

Zwei Frauen sitzen am Tisch und unterhalten sich

Daniela Schoone, Beauftragte der Kriminalprävention, informiert Bürgerinnen und Bürger über Deliktsformen und gibt Tipps zum Schutz vor Kriminalität.

„Guten Tag, ich arbeite auf der Baustelle an der Straße. Wir haben da ein Problem mit dem Wasserdruck. Ich müsste kurz in Ihrem Bad checken, dass alles in Ordnung ist. Wir wollen ja sichergehen, dass Sie heute Abend auch duschen können. Wo ist bei Ihnen denn der Hauptwasserhahn?“ – Der junge Mann im Blaumann setzt direkt an, die Wohnung zu betreten, doch Frau A. macht keine Anstalten, die Tür weiter zu öffnen. Im Gegenteil. Der unangemeldete Besuch hat sie stutzig gemacht. „Ich möchte mich erst rückversichern. Kommen Sie in 15 Minuten wieder, solange wird das ja wohl Zeit haben“, antwortet sie und schließt beherzt die Tür. Auf das unfreundliche Klopfen und das Beteuern („Das ist doch nicht nötig, ich bin in fünf Minuten wieder weg, wegen Ihnen steht unten alles still“) reagiert sie nicht – und macht alles richtig, findet Daniela Schoone. Seit März 2025 ist sie Beauftragte für Kriminalprävention der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland.

Überrumpelt und abgelenkt

„Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen bei unangekündigten Haustürbesuchen Fremder misstrauisch sind. Denn allzu häufig haben die leider keine guten Absichten.“ Regelmäßig werden auch in Oldenburg Menschen um ihre Wertsachen gebracht. Oft merken sie das erst Tage später. Ob falsche Monteure, Ableserinnen oder Handwerker, die Methode ist immer gleich. „Eine Person versucht in die Wohnung gelassen zu werden. Klappt es, lehnt sie beim Eintreten unbemerkt die Tür nur an“, erklärt die ehemalige Ermittlerin. „Während die Bewohnerin oder der Bewohner abgelenkt wird, schleicht sich ein Komplize oder eine Komplizin in die Wohnung, entwendet zielsicher Geld, Schmuck oder andere Wertgegenstände und verschwindet unbemerkt wieder.“  Das Ganze passiert so schnell und unauffällig, dass manchmal erst Stunden – oder sogar Tage – später auffällt, dass etwas fehlt. „Die Täterinnen und Täter haben einen geschulten Blick, wo sie suchen müssen. Ich war immer wieder erstaunt, wie sicher alle vermeintlich guten Verstecke ausgeräumt wurden.“

Hilfe & Tipps

Häufige Betrugsmaschen, um in Wohnungen gelassen zu werden – und wie Sie darauf reagieren können

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Unangekündigte Besuche:

In Verkleidung als Handwerker:in, Vertreter:in von Versorgern oder der Wohnungsgesellschaft

Mögliche Reaktion:

Telefonisch beim Unternehmen rückfragen, ob die Person wirklich von dort kommt.

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Vorspielen falscher Notfälle:

Frage nach einem Glas Wasser, dem Toilettenbesuch, einem Telefonat für einen Notruf oder weil der Nachbar nicht öffnet.

Mögliche Reaktion

Selbstschutz geht vor. Das Wasser kann man auch vor die Tür reichen, den Toilettenbesuch verweigern, den Notruf selbst absetzen, ohne die Person hereinzulassen.

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Falsche Polizeibesuche:

„In der Straße wurde eingebrochen und ihr Name stand auf der Liste der Diebe.“

Mögliche Reaktion:

Unter 110 erfragen, ob die Person von einer echten Dienststelle ist. 

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Besonders aktuell:

Auftreten als angebliche Mitarbeitende von Telekom, Vodafone oder anderen Telefon-/Internetunternehmen, die „die Leitung im Haus überprüfen“ müssten.

Mögliche Reaktion:

Niemanden unangemeldet in die Wohnung lassen. Immer zunächst bei dem Unternehmen direkt anrufen (über die offizielle Hotline, nicht die vom Besucher genannte Nummer) und sich den Termin bestätigen lassen.

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Achtung: 

Führen Sie die Telefonate selbst, am eigenen Telefon und allein. Suchen Sie sich die Telefonnummern dafür selbst heraus. „Ich habe meinen Chef am Telefon, der kann Ihnen bestätigen, dass alles seine Richtigkeit hat“, könnte Teil der Masche sein. 

Immer hilfreich:

Menschen um Unterstützung vor Ort bitten, zum Beispiel Verwandte, Bekannte oder Menschen aus der Nachbarschaft.

Weitere Tricks

Die Polizei informiert aif ihrer Seite über weitere Methoden im Trickdiebstahl und gibt Tipps, wie gehandelt werden kann.

Zu den Tipps 

Wenn Sie nicht sicher sind, ob die Geschichte echt ist, nehmen Sie sich Zeit, in der genannten Firma, beim Vermieter oder auch über die 110 bei der Polizei anzurufen.

Daniela Schoone

Das Perfide: Die Täter:innen arbeiten auch mit psychologischen Tricks. Zum Beispiel erzeugen sie Stress durch vorgetäuschte Notsituationen „Ihr Kind hat einen Verkehrsunfall verursacht, es ist jemand zu Tode gekommen. Helfen Sie Ihrem Kind“ und besonders autoritäres Auftreten. Oder sie tauchen auf, wenn es gerade echte Bauarbeiten gibt, und beziehen sich darauf. So gelingt es immer wieder, sogar Menschen zu überrumpeln, die bisher von sich dachten: Das kann mir nicht passieren, ich lasse mich doch nicht reinlegen. Auch wenn häufig gezielt ältere Menschen als Opfer ausgewählt werden, trifft es genauso jüngere. Und sogar vor Kindern wird nicht Halt gemacht. Was also tun?

Verhalten beim Besuch Fremder

„Im Miethaus ist es das Beste, unangekündigte unbekannte Besucher:innen gar nicht erst ins Gebäude zu lassen“, rät die Präventionsberaterin. „Nutzen Sie immer die Gegensprechanlage, auch wenn Sie Besuch erwarten. Und erst recht, wenn nicht. Wenn Sie nicht sicher sind, ob die Geschichte echt ist, nehmen Sie sich Zeit, in der genannten Firma, beim Vermieter oder auch über die 110 bei der Polizei anzurufen. Dafür sind wir schließlich da. Und so lange muss die Person draußen warten.“ War ein Betrug geplant, verschwindet sie dann oft schon – das schützt auch die Nachbarschaft. Und die Polizei ist sensibilisiert, wo erhöhte Aufmerksamkeit gefragt ist. Steht der ungebetene Besuch bereits direkt vor der Wohnungstür, rät Schoone, diese grundsätzlich nur spaltbreit zu öffnen, wenn möglich mit vorgelegter Kette. „Und unbedingt ganz wieder schließen, wenn Sie sich rückversichern möchten. Sonst steht doch ganz schnell jemand in der Wohnung.“

Gut zu wissen

Wann sollte ich die 110 anrufen?

Hand nimmt Telefonhörer ab und wählt eine Nummer

Die 110 ist zu jeder Tages- und Nachtzeit die richtige Wahl, wenn Not oder Zeitdruck bestehen. Also nicht nur bei schweren Verkehrsunfällen, sondern auch, wenn man gerade Opfer eines Trickdiebstahls geworden.  Oder wenn beobachtet wird, wie etwas ausspioniert wird. In allen anderen Fällen reicht es, sich an die „normale“ Nummer der örtlichen Polizei zu wenden – in Oldenburg ist das die 0441 790-0. 

Tipp: Die Nummer im Telefon speichern oder direkt neben dem Apparat bereitlegen.

Und wenn das mulmige Gefühl erst später auftaucht? Auch dann kann man noch etwas tun. „Verlangen Sie mit resoluter, lauter Stimme und aufrechter Haltung, dass die Wohnung verlassen wird. Oft hilft das schon, denn Betrüger:innen wollen in der Regel kein Aufsehen erregen“, weiß Daniela Schoone. In bedrohlicheren Situationen gehe aber der Selbstschutz vor. Nach einer unangenehmen Situation, ob mit oder ohne Diebstahl, sollte unbedingt sofort die Polizei angerufen werden. Ebenso, wenn der Schaden erst später auffällt. „Oft sind es reisende Banden, die sich ganze Nachbarschaften vornehmen. Bestenfalls können wir die Personen noch auffinden.“ Schon verdächtiges Verhalten sollte gemeldet werden, etwa wenn Unbekannte Gärten betreten, vom Fahrzeug aus Hauseingänge beobachten oder Ähnliches. „Rufen Sie die Polizei bei Verdacht lieber einmal zu viel als einmal zu wenig an. Es muss nicht immer etwas passiert oder vorzuwerfen sein. Zumindest können wir dann die Personen kontrollieren und Personaldaten aufnehmen, das allein schreckt Kriminelle schon ab.“

„Rufen Sie die Polizei bei Verdacht lieber einmal zu viel als einmal zu wenig an.“

Daniela Schoone, Präventionsbeauftragte

Um sich im Stress nicht doch an der Tür überrumpeln zu lassen, rät die Kriminaloberkommissarin, eine solche Situation einmal im Geiste durchzuspielen. „Wer seine Antworten nicht erst formulieren muss, und geübt hat, sicher aufzutreten, macht sich schnell als Opfer unattraktiv.“ Wichtige Telefonnummern sollten direkt neben dem Gerät liegen, bestenfalls schon eingespeichert sein. „Nur so kann man im Zweifel schnell reagieren. Das gilt auch für gesundheitliche Notfälle.“

Sicherheit im Miethaus

Als Vermieterin von über 8.000 Wohneinheiten ist die GSG OLDENBURG für Betrug an der Haustür sensibilisiert. „Leider kommt es auch in unseren Häusern immer wieder dazu, dass gerade ältere Menschen um ihr Hab und Gut betrogen werden“, weiß Stefanie Brinkmann-Gerdes, zuständig für den Sozialen Dienst und Wohnkonzepte. In einem Fall war das Haus gerade eingerüstet. Der Betrüger gaukelte vor, er gehöre zur Baufirma und müsse etwas in der Wohnung kontrollieren. Erst Stunden später fiel der Bewohnerin auf, dass Wertsachen fehlten. 

„Wir können nur immer wieder darauf hinweisen, dass wir unsere eigenen Besuche in den Wohnungen grundsätzlich vorher schriftlich mit einem Zeitfenster ankündigen. Reparaturen oder Termine mit unseren Dienstleistern – etwa zur Wartung der Brandmelder – werden ebenfalls rechtzeitig angekündigt. Und natürlich weisen wir uns aus“, betont Brinkmann-Gerdes. „Wenn wir einmal ohne Vorankündigung vor Ort sind, dann handelt es sich ausschließlich um Gespräche im Hausflur, beispielsweise bei Beschwerden, und auch immer nur während unserer Geschäftszeiten. In die Wohnung möchten wir dabei nicht hinein."

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Stefanie Brinkmann-Gerdes, zuständig für den Sozialen Dienst und Wohnkonzepte, im Gespräch mit Daniela Schoone

Bei spontanen Besuchen sollten Sie deshalb immer hellhörig werden und im Zweifel direkt bei uns nachfragen – entweder im zuständigen Stadtteilbüro oder in unserer Zentrale unter 0441 9708-0. Ebenso, wenn Ihnen Schreiben verdächtig vorkommen. Die Tricks werden immer perfider. Und auch wenn es sich dann um eine echte Ankündigung handelt, ist niemand bei der GSG böse, wenn mal jemand eine Viertelstunde warten muss. Sicherheit geht vor.“

Um ihre Mietenden angemessen zu informieren, steht die GSG OLDENBURG im steten Austausch mit der Polizei. So werden auch die Mitarbeitenden der Stadtteilbüros und der Gemeinwesenarbeit informiert, wenn es neue Betrugsversuche oder –maschen gibt. In den Hausfluren hängen schon lange Plakate mit „10 goldenen Regeln für sicheres Wohnen“, die vor Betrugsmaschen warnen und konkrete Anlaufstellen benennen. „Diese Poster sind nicht nur eine wertvolle Sensibilisierung“, erklärt die Präventionsbeauftragte Daniela Schoone. „Häuser, in denen ganz offensichtlich gewarnt wird, werden auch als Tatort unattraktiver.“ 

KONTAKT

Weitere Informationen zur Prävention von Diebstahl und mehr

Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle Oldenburg

Daniela Schoone
Friedhofsweg 30
26121 Oldenburg
Telefon: 0441 790-4112
praevention@pi-ol.polizei.niedersachsen.de

Vorträge, Informationsmaterial und individuelle und kostenlose Beratung zu Themen wie Einbruchschutz, Sicherheit für Senior:innen, Trickdiebstahl, Sicherheit am Arbeitsplatz, Prävention häuslicher Gewalt

Präventionsrat Oldenburg

Rosenstraße 41
26121 Oldenburg
Telefon: 0441 235 3611
praeventionsrat@stadt-oldenburg.de

Der Präventionsrat Oldenburg (PRO) fördert und stärkt das berufliche und bürgerschaftliche Engagement zur Prävention. Er koordiniert fachliche Kompetenzen und ehrenamtliches Engagement der Bürger:innen und organsiert regelmäßig Veranstaltungen.

Veranstaltungstipp:

Am 6. und 7. November 2025 findet eine Beschulung von neuen Sicherheitsberater:innen für Senior:innen bei der Polizei statt, Ansprechpartnerin dazu ist Frau Schoone.

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